Richard Linklaters fast schon dogmatisches Werk „Before Sunrise“ lässt sich an Minimalismus kaum überbieten. Sein Konzept: Zwei junge Menschen treffen und unterhalten sich. Nichts weiter. Nur unterhalten. Sein Film sollte nichts anderes sein, als ein einziger, großer Dialog. Heraus kam dabei nicht nur einer der romantischsten Filme der Neuzeit. „Before Sunrise“ avancierte zum Kultfilm einer ganzen Generation. Der Generation X.
Ein Ehepaar mittleren Alters streitet sich in einem Zug. Worum es eigentlich geht, bleibt unklar. Er wirft ihr übermäßigen Alkoholkonsum vor, sie kontert, dass sie ihn verlassen werde. Es geht hin und her. Die attraktive Französin Celine (Julie Delpy) hat jedenfalls schnell genug von dem Gezeter. Sie nimmt ihre Tasche und verdrückt sich in eine ruhigere Ecke des Abteils. Dort wird sie vom jungen Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) angesprochen. Sie unterhalten sich. Fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Als der Zug den Bahnhof in Wien erreicht, muss Jesse aussteigen. Doch er fasst einen Entschluss: Er fragt Celine, ob sie nicht Lust hätte, den Tag mit ihm zu verbringen und ihre Reise morgen fortzusetzen. Sie willigt ein. Ein Tag und eine Nacht. Mehr Zeit bleibt ihnen nicht…
Simpler kann eine Handlung eigentlich nicht sein. Auf so etwas wie eine sich entfaltende Handlung oder einen sich steigernden Spannungsbogen wird komplett verzichtet. Der Fokus liegt allein auf Jesse und Celine. Weitere Personen kommen nur am Rande zu Wort. Die unvermeidliche Frage ist, wie ein solcher Film funktionieren kann. Die Antwort liegt in der puren, unverfälschten Authenzität des Geschehens. Jesse und Celine unterhalten sich über alles, aber eben nichts Spezielles. Kein pseudointellektuelles Geschwafel. Es geht um Liebe, ehemalige Freunde, Sex, ihre Eltern, das Leben, den Tod... In messerscharfen, pointierten Dialogen lernen sich die beiden immer mehr kennen und schätzen. Das Drehbuch von Richard Linklater und Kim Krizan ist ein kleiner Geniestreich. Celine und Jesse sprechen einer ganzen Generation aus der Seele. Für einen Tag und eine Nacht vergessen sie alles um sich herum. Die Erwartungen der Gesellschaft. Normen. Werte. Alles ist ihnen egal. An diesem einen Tag leben sie das Leben, das ihnen ansonsten nicht vergönnt ist.
Der besondere Clou an „Before Sunrise“ sind die beiden Hauptcharaktere, in denen sich jeder ein Stück weit wieder entdecken kann. Jesse ist das Kind, das seine Eltern nie wollten. Gerade wurde er von seiner Freundin verlassen. Aber das ist ihm eigentlich vollkommen egal. Ob er an die wahre Liebe glaubt? Er weiß es nicht. Ethan Hawke („Der Club der toten Dichter“, „Training Day“, „Gattaca“) ist für den gleichermaßen schüchternen wie selbstbewussten jungen Mann die Idealbesetzung. Sonderlich attraktiv ist er in den zu weit geschnittenen Klamotten und seinem Ziegenbart eigentlich nicht. Er sieht aus wie ein Jedermann. Doch genau das ist auch der Punkt. Auf große Gesten wird verzichtet. Hawke übt sich in dezenter Zurückhaltung und macht seinen Jesse dadurch umso glaubwürdiger.
Celine ist in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil von Jesse. Zwar stolpert die junge Frau teils ebenso orientierungslos durchs Leben wie Jesse, doch sie hat dabei einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Im Gegensatz zu Jesse stellt sie nicht alles in Frage. Sie ist eine Frohnatur, lässt sich gerne treiben. Celine wird von der wundervollen Julie Delpy („Homo Faber“, „Die drei Musketiere“, „Killing Zoe“) verkörpert. Das Spiel der bezaubernden Französin ist eine Augenweide. Die Chemie zwischen ihr und Hawke stimmt von der ersten bis zur letzten Minute.
Die Idee zu „Before Sunrise“ kam Richard Linklater während eines nächtlichen Spaziergangs mit einer Freundin durch Philadelphia. Heraus gekommen ist dabei mehr als nur eine fesselnde Romanze. „Before Sunrise“ ist die eindrucksvolle Verfilmung einer Lebenseinstellung, die gerade durch ihre Einfachheit zu überzeugen weiß. Hier gibt es keine heuchlerische Hollywood-Moral, keine versteckten Botschaften, keinen doppelten Boden. Was hier gesagt wird, ist auch so gemeint. Und das ist auch gut so. Als sich Jesse und Celine nach der gemeinsamen Nacht am Wiener Bahnhof voneinander verabschieden, verabreden sie nach sechs Monaten ein weiteres Treffen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Bis sie sich zum nächsten Mal sehen, vergehen zehn Jahre. Eher zufällig stolpern sie in „Before Sunset“ in Paris über einander. Und wieder haben sie nur wenige Stunden, um sich gegenseitig zu entdecken. Beide Filme sind sehr empfehlenswert, auch wenn das Sequel nicht ganz die große Klasse seines Vorgängers erreicht.
Ein Ehepaar mittleren Alters streitet sich in einem Zug. Worum es eigentlich geht, bleibt unklar. Er wirft ihr übermäßigen Alkoholkonsum vor, sie kontert, dass sie ihn verlassen werde. Es geht hin und her. Die attraktive Französin Celine (Julie Delpy) hat jedenfalls schnell genug von dem Gezeter. Sie nimmt ihre Tasche und verdrückt sich in eine ruhigere Ecke des Abteils. Dort wird sie vom jungen Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) angesprochen. Sie unterhalten sich. Fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Als der Zug den Bahnhof in Wien erreicht, muss Jesse aussteigen. Doch er fasst einen Entschluss: Er fragt Celine, ob sie nicht Lust hätte, den Tag mit ihm zu verbringen und ihre Reise morgen fortzusetzen. Sie willigt ein. Ein Tag und eine Nacht. Mehr Zeit bleibt ihnen nicht…
Simpler kann eine Handlung eigentlich nicht sein. Auf so etwas wie eine sich entfaltende Handlung oder einen sich steigernden Spannungsbogen wird komplett verzichtet. Der Fokus liegt allein auf Jesse und Celine. Weitere Personen kommen nur am Rande zu Wort. Die unvermeidliche Frage ist, wie ein solcher Film funktionieren kann. Die Antwort liegt in der puren, unverfälschten Authenzität des Geschehens. Jesse und Celine unterhalten sich über alles, aber eben nichts Spezielles. Kein pseudointellektuelles Geschwafel. Es geht um Liebe, ehemalige Freunde, Sex, ihre Eltern, das Leben, den Tod... In messerscharfen, pointierten Dialogen lernen sich die beiden immer mehr kennen und schätzen. Das Drehbuch von Richard Linklater und Kim Krizan ist ein kleiner Geniestreich. Celine und Jesse sprechen einer ganzen Generation aus der Seele. Für einen Tag und eine Nacht vergessen sie alles um sich herum. Die Erwartungen der Gesellschaft. Normen. Werte. Alles ist ihnen egal. An diesem einen Tag leben sie das Leben, das ihnen ansonsten nicht vergönnt ist.
Der besondere Clou an „Before Sunrise“ sind die beiden Hauptcharaktere, in denen sich jeder ein Stück weit wieder entdecken kann. Jesse ist das Kind, das seine Eltern nie wollten. Gerade wurde er von seiner Freundin verlassen. Aber das ist ihm eigentlich vollkommen egal. Ob er an die wahre Liebe glaubt? Er weiß es nicht. Ethan Hawke („Der Club der toten Dichter“, „Training Day“, „Gattaca“) ist für den gleichermaßen schüchternen wie selbstbewussten jungen Mann die Idealbesetzung. Sonderlich attraktiv ist er in den zu weit geschnittenen Klamotten und seinem Ziegenbart eigentlich nicht. Er sieht aus wie ein Jedermann. Doch genau das ist auch der Punkt. Auf große Gesten wird verzichtet. Hawke übt sich in dezenter Zurückhaltung und macht seinen Jesse dadurch umso glaubwürdiger.
Celine ist in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil von Jesse. Zwar stolpert die junge Frau teils ebenso orientierungslos durchs Leben wie Jesse, doch sie hat dabei einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Im Gegensatz zu Jesse stellt sie nicht alles in Frage. Sie ist eine Frohnatur, lässt sich gerne treiben. Celine wird von der wundervollen Julie Delpy („Homo Faber“, „Die drei Musketiere“, „Killing Zoe“) verkörpert. Das Spiel der bezaubernden Französin ist eine Augenweide. Die Chemie zwischen ihr und Hawke stimmt von der ersten bis zur letzten Minute.
Die Idee zu „Before Sunrise“ kam Richard Linklater während eines nächtlichen Spaziergangs mit einer Freundin durch Philadelphia. Heraus gekommen ist dabei mehr als nur eine fesselnde Romanze. „Before Sunrise“ ist die eindrucksvolle Verfilmung einer Lebenseinstellung, die gerade durch ihre Einfachheit zu überzeugen weiß. Hier gibt es keine heuchlerische Hollywood-Moral, keine versteckten Botschaften, keinen doppelten Boden. Was hier gesagt wird, ist auch so gemeint. Und das ist auch gut so. Als sich Jesse und Celine nach der gemeinsamen Nacht am Wiener Bahnhof voneinander verabschieden, verabreden sie nach sechs Monaten ein weiteres Treffen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Bis sie sich zum nächsten Mal sehen, vergehen zehn Jahre. Eher zufällig stolpern sie in „Before Sunset“ in Paris über einander. Und wieder haben sie nur wenige Stunden, um sich gegenseitig zu entdecken. Beide Filme sind sehr empfehlenswert, auch wenn das Sequel nicht ganz die große Klasse seines Vorgängers erreicht.